Rebecca Hall (Text), Hugo Martínez (Ill.): Rufe aus der Vergangenheit – Von Frauen geführte Versklavtenaufstände.
Eine Graphic Novel, s/w
Übersetzung aus dem Englischen: Garry Zettersten
Letterung:
Sarulo Bao
TB 208 Seiten
ISBN 9783897711723
Unrast Verlag 2022
€ 18,50
Abb: https://www.unrast-verlag.de/index.php/neuerscheinungen/rufe-aus-der-vergangenheit-detail
Der Buchtitel: Von Frauen geführte Versklavtenaufstände macht neugierig, denn tatsächlich habe ich zu diesem Thema noch kein Buch gelesen. Die Autorin Rebecca Hall, deren Großeltern versklavt waren, ist Wissenschaftlerin und Juristin. Ihre Familiengeschichte wirkte auf sie, prägte sie und zwang sie geradezu, sich auf die Suche nach der Vergangenheit zu machen.
Sie recherchierte in New York, London und Liverpool. Sie forschte in alten Gerichtsakten und Logbüchern nach. Sie fand auch in Korrespondenz und gerichtsmedizinische Akten Beweise, dass Frauen Aufstände in den Jahren 1708 und 1712 initiierten und anführten. Sie fand das heraus, was in weißer traditioneller Geschichtsschreibung bisher ignoriert wurde. Sklavenaufstände sind belegt, doch Frauen kamen in den Berichten bisher nur zwischen den Zeilen vor.
Das Buch umfasst die Vorgeschichte, die auf das Thema einstimmt, und 10 Kapitel: Die Heimkehr / Dom Regina vs. Negro Slaves / Eine harsche Nutzung / Sarah oder Abigail / Die Suche nach der ›teuflischen Negro‹ / Sie nahmen mir die Stimme (Und es wuchs eine nach) / England und der Sklavenhandel / Der Aufstand der Fracht / Wasser hat ein perfektes Gedächtnis / Ancestry in Progress.
In der Graphic Novel verbindet Hall gekonnt Historisches mit Fiktion und konstruiert so die wahrscheinliche Vergangenheit von Adono und Alele. Fakt ist, dass Frauen nicht nur Aufstände auf den Schiffüberfahrten planten und leiteten, sondern sie bekämpften auch auf dem Festland ihre Sklavenhalter.
Hall schließt mit den Worten: Wenn wir unsere Vergangenheit zurückholen, wird unser Erbe des historischen Widerstands, unser unwirtlicher Weg, die Lücke füllen, die uns verschwinden lassen könnte. Wir sind empowernd und genießen das Leben. Das ist unser Erbe in Bewegung, unsere Superkraft. Für die Zukunft!
Dieses „wir“ umfasst nicht die weißen Leser:innen, doch kann die Graphic Novel Empathie und Verstehen bei diesen auslösen und alle anderen bestärken.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Autorin gelungen ist, ihre persönliche Geschichte mit der nationalen Geschichte zu verbinden, die real in Bewegung geraten ist. Ruf aus der Vergangenheit vermittelt Wissen und regt zur Reflexion an und ist in der Oberstufe gut einsetzbar.
Dem Illustrator kann unter https://www.instagram.com/p/B-pw2HrlDWM/?hl=de gefolgt werden.
Aug. 2022
Rezension
Ilse M. Seifried, MA
https://www.i-m-seifried.at