Rezensionen

Lebensmotor Bewegung

Ernst Minar; Slaven Stekovic: Lebensmotor Bewegung – Die Wissenschaft erklärt den Körper-Code des Menschen

Hardcover
200 Seiten
Ueberreuter 2022
€ 25,00
ISBN: 978-3-8000-7794-6

Abb.: https://www.ueberreuter.at/shop/lebensmotor-bewegung-die-wissenschaft-erklaert-den-koerper-code-des-menschen/

Der Buchtitel verspricht viel, nämlich den Körper-Code des Menschen verstehbar erklärt zu bekommen. Da Körper nicht gleich Körper ist und Gender-Medizin immer bekannter wird, suche ich nach dem Begriff Gender, er kommt kein einziges Mal vor. Das enttäuscht. Allerdings werden zu Ergebnissen unterschiedliche Zahlen zu Männern und Frauen genannt und an einer Stelle wird festgestellt: Was das Risiko für gewisse Krankheiten betrifft, sind untrainierte Männer und untrainierte Frauen also zwei Paar Schuhe. Wenn sie trainiert sind, kommen sie sich statistisch sehr nahe. Dennoch kommen Frauen mit ihrer Sichtweise und ihrem Erfahrungsschatz auf Leben, Bewegung und Gesundheit nicht vor, wie auch die Sprache eine männliche ist, wenn es z.B. heißt: Wer ist ein Sportler? Auch doing Gender ist zu finden: Drei Stunden am Tag zu sitzen, erhöht die Wahrscheinlichkeit von Nierenerkrankungen. Drei Stunden sind schnell beisammen. Ein Taxifahrer sitzt den ganzen Tag oder die Nacht über. Menschen, die einen Bürojob haben, sitzen gut acht Stunden. Sogar eine Frisörin, eine Kellnerin oder ein Briefträger werden nicht den ganzen Tag lang stehen. Gibt es überhaupt noch Menschen, die keine drei Stunden am Tag sitzen? Das Cover zeigt eine junge sportliche laufende Frau und spricht so hauptsächlich Leserinnen an, die wohl bereits ausreichend über die Vorteile von Bewegung informiert sind. Und wann werden aus Frauen Damen? Bei Sex: „Resultat: Die Libido der Damen war nach 15 bis 30 Minuten am größten. Das vereinnahmende wir („Und wir wollen während all dieser Zeit nur happy sein. Wir fahren in den Urlaub und posten sofort Fotos auf Instagram. Wir wollen liegen, und wir wollen Likes. etc spricht wohl tatsächlich nur diese eine Zielgruppe an, zu der ich offenkundig nicht gehöre.

Ernst Minar ist Top-Manager in der Gesundheitsindustrie. Slaven Stekovicist Molekularbiologe und forscht zum Thema Autophagie. Sie haben das Buch in folgende Kapitel mit diesen Überschriften eingeteilt: Jerry und die toten Busfahrer / Die Muskeln und der Herr Inspektor / Eine ziemlich dumme Lunge / Das Herz, Killer Nummer eins / Der Darm und das Bauchgefühl / Das Gehirn, unser Kontrollzentrum / Schöner entgiften / Hunger nach mehr / Die Psyche / Die größten Fehler beim Trainieren. In lockerem Stil wird erzählt über Bewegung, Stress, Blutdruck, Cholesterin, Verdauung, Demenz, Leber, Nieren, Haut, Ernährung und Sex. Der Ausgangspunkt ist eine Studie, die besagt, dass die menschliche Lebenserwartung (Frauen in Österreich 83,3 Jahre, bei Männern 78,0) nur zu 4–7 % durch die Genetik festgelegt ist. Und natürlich haben wir alles einem Mann zu verdanken: Jerry haben wir den Beweis zu verdanken, dass Bewegung alles ist. Ein QR-Code führt zu Übungen. Die werden manche eventuell stressen. Ich las Ergebnisse anderer Studien, die belegen, dass Bewegungsfreude teilweise angeboren ist und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Erwachsenen ein wöchentliches Pensum von 150 Minuten moderater Bewegung empfiehlt. So ist es wohl am besten, dem eigenen Körper zuzuhören, was er wie und wann braucht und diesem zu folgen. Das entstresst und ist somit gesund. Das Buch endet mit den Worten: Viele Studien haben auch bewiesen, dass körperliche Aktivität und psychische Gesundheit zusammenhängen. Mens sana in corpore sano – das haben schon die alten Römer gewusst. Und die sind mit ihren Legionen ständig marschiert.
Ich schüttle den Kopf und denke an den Ukraine-Krieg.

August 2022
Rezension
Ilse M. Seifried, BEd MA
https://www.i-m-seifried.at