Donatella Di Cesare: Das Komplott an der Macht
139 Seiten, gebunden
Übersetzt aus dem Ital. von Daniel Creutz
Matthes & Seitz Berlin 2022
ISBN 978-3-7518-0374-8
€ 19,-
e-book 9783751803847 € 12,99
Donatella Di Cesare, 1956 in Rom geboren, ist eine engagierte Philosophin, die an der Universität La Sapienza in Rom lehrt, und deren Bücher in viele Sprachen übersetzt wurden.
Sie publizierte 2020 „Von der politischen Berufung der Philosophie“, 2021 „Philosophie der Migration“ und legt aktuell ihr Buch mit dem Titel „Das Komplott an der Macht“ vor. Die Autorin erklärt die Unterschiede zwischen Intrige und Komplott. Ihr Ausgangspunkt ist, dass die Aufklärung versprach, die Welt und das Staatswesen zu ordnen, zu erklären und verstehbar zu machen. Damit würde „die Lesbarkeit der Welt“ ermöglicht. Heute ist ein ökologischer Zustand erreicht, der von Komplottisten verursacht wurde, die sie als „Nostalgiker der Lesbarkeit“ definiert, weil diese die Begrenztheit der Vernunft nicht akzeptieren.
So ist Klimawandel Realität geworden und ob noch eine Wende möglich ist, ist offen. Wer hat Handlungsmacht, wie kann diese demaskiert werden? Die Enttäuschung, dass die Welt nicht eine ausschließlich mit dem Verstand lesbar ist, ist eine existentielle. Verstärkte Tendenzen von Antisemitismus und Faschismus sind festzustellen, wie auch von Verschwörungstheorien und Fake News. Vielleicht ist diese Generation die letzte Generation?
Ich nehme wahr, dass diese mit ihren Aktionen von Bilderfarbeschüttungen in Musen, Ankleben auf Rollbahnen von Flughäfen und auf Straßen auf allgemeines Unverständnis stoßen. Dass die Vernunft der Aufklärung eine Illusion ist, weil die Welt nie 100%ig verstehbar zu machen ist und es wichtig ist, sich den eigenen Ängsten zu stellen, schmeckt den meisten nicht, weil es im Moment noch bequemer scheint, so weiterzumachen, wie bisher.
Donatella Di Cesare analysiert und stellt fest, dass Komplottismus weltweit ein Symptom demokratischer Gesellschaften ist, die in vielen Bereichen entpolitisiert sind und verweist auch auf historische Hintergründe.
Die Philosophin gibt keine Antwort auf die Frage, was zu tun wäre bzw. was zu tun ist. Das finde ich gut, weil es DIE Antwort nicht gibt.
Ich meine, ihr Buch zu lesen, macht Zusammenhänge bewusst und gibt Impulse, die eigene Weltsicht zu reflektieren und vielleicht nach einem Erkennen der eigenen Komplott-Anteile auch diese zu verändern und Politik nicht nur anderen zu überlassen.
Jänner 2023
Rezension
Ilse M. Seifried, MA
https://www.i-m-seifried.at