Wenn in Österreich von gemeinsamen Schulen geredet wird, entsteht der Eindruck, dass sie eigentlich von vielen gewollt werden, aber mit der Umsetzung geht es irgendwie nicht weiter. Da gibt es wohl mache Zweifel, vor allem, wenn es um die eigenen Kinder geht. So traut sich die Politik nicht das Thema offensiv anzugehen. Dabei würden die gemeinsamen Schulen, in denen die Schüler*innen unabhängig von sozialem Hintergrund, Herkunft oder Leistungsniveau gemeinsam lernen, zahlreiche Vorteile für die gesellschaftliche Entwicklung bieten. Meine Erfahrungen der letzten Jahre als Lehrerin in einer gemeinsamen Schule im 7. Bezirk bestätigten mir folgende Vorteile:
- Förderung von sozialer Integration und Chancengleichheit
Einerseits wird durch gemischte Schulformen die Trennung nach sozialem Status oder Herkunft verringert, was zur besseren Integration unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen führt. Schüler*innen lernen, dass Vielfalt die Norm ist, was Vorurteile abbaut
Andererseits ermöglichen gemeinsame Schulen allen Schüler*innen den Zugang zu denselben Ressourcen, Lehrplänen und Möglichkeiten. Das fördert Chancengleichheit und minimiert Ungleichheiten, die durch soziale oder wirtschaftliche Faktoren entstehen.
- Verbesserung sozialer Kompetenzen und Empathie
In gemeinsamen Schulen findet das soziale Lernen in heterogenen Klassen statt. Hierbei lernen Schüler*innen, auf andere Rücksicht zu nehmen, Konflikte zu lösen und zusammenzuarbeiten. Das fördert emotionale Intelligenz und Kommunikationsfähigkeiten.
In diesen Schulen, in denen Schüler*innen aus verschiedenen Hintergründen aufeinandertreffen, entwickeln sie mehr Verständnis und Empathie für unterschiedliche Perspektiven und Lebensweisen. Dies trägt langfristig dazu bei, Diskriminierung und Rassismus zu reduzieren.
- Förderung von Demokratie und gesellschaftlichem Zusammenhalt
Nicht zuletzt schaffen gemeinsame Schulen ein Umfeld, in dem Schüler*innen demokratische Werte wie Toleranz, Respekt und Gleichberechtigung erfahren und erleben. Sie werden so auf eine aktive Teilhabe an der Gesellschaft vorbereitet, auch mit Hilfe verstärkter politischer Bildung.
Wenn Schüler*innen früh lernen, gemeinsam Lösungen zu finden und verschiedene Perspektiven zu schätzen, fördert das den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Dies wirkt sich positiv auf das soziale Klima und die Stabilität der Gesellschaft aus.
In heterogenen Gruppen haben Schüler*innen die Möglichkeit, voneinander zu lernen. Schwächere Schüler*innen können durch leistungsstärkere Schüler*innen gefördert werden, während letztere ihre Kenntnisse durch das Erklären vertiefen.
Außerdem fördern unterschiedliche Sichtweisen und Erfahrungen kreatives Denken und Problemlösekompetenzen. Lernprozesse werden bereichert, und Schüler*innen entwickeln eine breitere Perspektive, die im Berufsleben von Vorteil ist.
Nichtsdestotrotz ist der Umgang mit Vielfalt in einer globalisierten Welt eine wichtige Kompetenz. Schüler*innen, die in gemeinsamen Schulen aufwachsen, sind besser darauf vorbereitet, in vielfältigen Teams und Gesellschaften erfolgreich zu agieren.
Die Wirtschaft profitiert langfristig von Menschen, die flexibel, teamfähig und interkulturell kompetent sind. Das schreien sie schon lange lauthals heraus.
Gemeinsame Schulen leisten daher auch einen Beitrag zur Vorbereitung auf die Anforderungen einer modernen Arbeitswelt.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass gemeinsame Schulen wesentlich zur Förderung einer gerechten, toleranten und gut vernetzten Gesellschaft beitragen. Indem sie den Zusammenhalt stärken und Chancen für alle schaffen, legen sie die Grundlage für eine stabile, integrative und erfolgreiche Gesellschaft.
Wer hat wohl etwas gegen so eine Gesellschaft, in der sich jeder/jede zugehörig fühlt und respektiert wird!?
Sophie S. Amon, kandidiert für die apfl-ÖLI-ug bei den Personalvertretungswahlen im DA West 5 (14./15.Bezirk)
Wien, am 15.11.2024