Das umgangssprachliche Wort „beklaute“ im Titel ist in meinen Ohren weniger stark als das Wort „bestohlene“, was möglicherweise ein persönlicher Aspekt ist. Im Titel sind Frauen nur Opfer. Das ist bedauerlich.
Die Autorin Leonie Schöler, Historikerin, Journalistin und Moderatorin, legt mit diesem Buch ihr erstes Sachbuch vor. Ihr gelingt es, Frauen nicht nur als Opfer, weil ihnen auf persönlicher und institutionelle Ebene Unrecht geschah, zu präsentieren, sondern auch, welch begabte, herausragend und bedeutende Frauen sie waren und wie sie Wesentliches bewirkten. Dies auch im Titel zu vermitteln, wäre Aufgabe des Verlags gewesen.
Abb. https://www.penguin.de/Buch/Beklaute-Frauen/Leonie-Schoeler/Penguin/e617012.rhd
Die beschriebenen Frauen sind keine Unbekannten mehr. Warum also ein weiteres Buch zum Thema? Das Buch springt 200 Jahre zurück, bietet einen sehr guten und ansprechenden Einstieg ins Thema, verfügt über 42 Seiten Anmerkungen, 30 Seiten Literatur- und Quellenverzeichnis sowie Literaturempfehlungen und ein Personenregister und kommt in der Gegenwart an. Das Thema, wie Männer den Ruhm für weibliche Leistungen an sich rissen, zieht sich durch die Jahrtausende und ist gegenwärtig nicht nur bei Höchstleistungen, sondern auch im Alltag immer noch zu finden und somit relevant.
Ich empfehle das Buch sowohl Lehrenden, Maturierenden und allen am Thema bisher Desinteressierten, weil es Leonie Schöller gelang, viele bisher verstreute Aspekte zu einem abgerundeten informativen, persönlichen und gut Lesbaren zusammenzufügen. Das Buch macht Lust, weiter und vertiefend am Thema dranzubleiben, alles mit sensibilisiertem Blick zu analysieren, mit anderen ins Gespräch zu kommen, zu diskutieren und Veränderungen indirekt oder auch direkt herbeizuführen.
Mai 2024
Rezension
Ilse M. Seifried, MA
https://www.i-m-seifried.at
Denkerinnen, Forscherinnen, Pionierinnen: Die unsichtbaren Heldinnen der Geschichte
416 Seiten, Hardcover
Pinguin 2024
ISBN 978-3-328-60323-8
€ 22,70